NRW-Bildungsministerin: Die Schule kann nicht alles leisten

„Ich hatte eine schöne Schulzeit mit Lehrern und Schüler, die einander unterstützt haben“, sagte Dorothee Feller, Ministerin für Schule und Bildung in Nordrhein-Westfalen in der digitalen Infoveranstaltung „Glückliche Schulzeit – Traum oder Wirklichkeit?“ der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED) im Bistum Münster. „Ich habe mich dort gut aufgehoben und wertgeschätzt gefühlt von Lehrern, die mich gefordert aber auch gefördert haben.“

„Wenn man Eltern fragt, was sie von der Schulzeit ihrer Kinder erwarten, dann hören wir von hohen Zielen, die zu erreichen sind. Unsere Kinder sollen vielen lernen, damit sie später im Leben eine angemessene Stellung erreichen und ein gutes Leben haben“, führte KED-Vorsitzende Marie-Theres Kastner in das Thema ein. „Fragt man Schülerinnen und Schüler nach ihren Wünschen an ihre Schulzeit, dann sehen die Antworten ein bisschen anders aus.“ Und diese wurden gefragt: Nick, Noee und Valentin, Schülersprecherinnen und -Sprecher der Münsteraner Friedensschule haben die Gelegenheit ergriffen und sich ein Frage-Antwort-Spiel mit Schulministerin Feller geliefert.

„Ich habe schon Spaß am Schulunterricht“, sagte Nick, der den 13. Jahrgang der Gesamtschule besucht, zu Beginn des Abends. Allerdings vermisse er die „nötige Motivation von Lehrerinnen und Lehrern“. Eine „Grundmotivation muss schon da sein. Bei Lehrern und Schülerinnen und Schülern“, erwiderte die Ministerin. 16 Monate sei sie durch NRW gereist und habe über 80 Schulen besucht. Und überall habe sie hoch motivierte Lehrerinnen und Lehrer getroffen. „Ich kann allerdings nicht ausschließen, dass sich unter über 200.000 Lehrenden an den Schulen in NRW der eine oder die andere unmotivierte ist.“ Gleichzeitig brach sie eine Lanze für die Schule: „Wir dürfen die Schule nicht schlecht reden. Es gibt dort auch viel Gutes.“ Die dauernde Kritik am System Schule schrecke viele Interessierte ab. „Das ist das Grundproblem.“

Valentin warf ein, dass die Lehrenden fachlich gut, aber pädagogisch nicht wirklich auf den Schulalltag vorbereitet seien. Er wünschte sich, dass auf Schüler besser eingegangen, diese gefördert, und motiviert würden. „Die Ausbildung sieht Studium und Referendariat vor, so dass Lehrende fachlich und didaktisch auf ihren Beruf vorbereitet werden“, antwortete Feller. Das Problem gerade sei, dass es schlicht zu wenig Lehrer gebe. „Wir haben in NRW 6.700 unbesetzte Stellen.“ Angesichts einer Ausbildungszeit von sieben Jahren würde sich daran auch so schnell nichts ändern. „Quereinsteiger können helfen, die Lücken zu schließen. Diese müssen aber auf die Schule vorbereitet werden und einen Qualifizierungsdienst machen.“

Schülersprecherin Noee warf ein, dass Schule auch auf das Leben vorbereiten solle: „Wie mache ich eine Steuererklärung? Wie übernehme ich Verantwortung?“, fragte sie. „Aber Sie übernehmen doch schon Verantwortung indem Sie sich als Schülersprecherinnen und -sprecher engagieren“, erwiderte die Schulministerin und dankte den dreien für deren schulisches Engagement. „Ich halte es für sehr wichtig, demokratische Kompetenzen an Schulen erlebbar und erfahrbar zu machen, wie die des Schüler- oder Klassensprechers.“ Das Ministerium sei dabei, Materialien ab Klasse acht vorzubereiten. „Praktische Lebenshilfen sind wichtig, ja. Aber Schule kann nicht alles leisten“, schränkte Feller ein. „Wir wollen ja nicht noch ein Fach mehr schaffen.“ Das würde die Lehrenden überfordern. Stattdessen nahm sie Elternhaus und Vereine in die Pflicht, Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen zu übernehmen „was die Vorbereitung auf Leben angeht“.