Die Gesellschaft als Ganzes ist gefordert

Der Fall der Lehrerin aus Ibbenbüren, die am 10. Januar von einem 17-jährigen Schüler im Berufskolleg erstochen wurde, hat nicht nur die betroffene Schule erschüttert, sondern große Wellen des Entsetzens im ganzen Land ausgelöst. Schülerinnen und Schüler trauern um eine beliebte Lehrerin, das Kollegium ist schockiert. Und es kommen Fragen auf. Fragen, die nicht nur für diese Schule gelten.  Fragen nach dem Gewaltpotenzial in der Schülerschaft, nach der Sicherheit der Lehrkräfte. Und: Wie konnte es soweit kommen? Welche Maßnahmen werden nun ergriffen?

„Wir brauchen an unseren Schulen mehr Respekt und Achtung zwischen Lehrern und Schülern, aber auch untereinander“, fordert Marie-Theres Kastner, Diözesanvorsitzende der Katholischen Elternschaft im Bistum Münster (KED) und gleichzeitig auch Bundesversitzende. „Durch die Isolierung während der Corona-Pandemie haben wir verlernt, miteinander zu diskutieren und Probleme und Schwierigkeiten im persönlichen Miteinander zu lösen. Wir hören einander weniger zu, be- und verurteilen die, die nicht so denken wie man selbst“, beobachtet Kastner eine gefährliche Entwicklung in der Gesellschaft, die auch in den Schulen anzutreffen sei.

Eine wichtige Rolle spiele dabei die „Frustrationstoleranz“, erklärt Kastner. „Diese ist bei Schülerinnen und Schülern, aber auch bei den Eltern noch ausbaufähig“. Die Schüler müssten lernen, mit schlechten Leistungen umzugehen. Und auch die Haltung mancher Eltern, die bei schlechten Noten der Kinder mit Anwälten drohen würden, müsste kritisch hinterfragt werden. Das Klima an den Schulen an sich müsse in den Blick genommen und kritisch hinterfragt werden.

 „Der Ton und der Umgang miteinander ist rauer geworden“, sowohl zwischen den Schülerinnen und Schülern als auch gegenüber den Lehrern. „Diese Entwicklung gilt es zu stoppen und die Achtung und den Wert des Gegenübers zu fördern und herauszuarbeiten.“ Die KED-Münster mache sich deshalb stark für mehr Schulsozialarbeit, Psychologen und präventive Maßnahmen in den Schulen und ruft das NRW-Bildungsministerium dazu auf, „die entsprechenden Gelder dafür nicht nur an Schulen in sozialen Brennpunkten zur Verfügung zu stellen“.