Katholische Eltern: Schulen offen halten, Luftfilter kaufen

Das neue Schuljahr in Nordrhein-Westfalen beginnt in knapp zwei Wochen – wieder unter Corona-Bedingungen. Wie sollen Schulen aus Elternsicht damit umgehen? Antworten von Marie-Theres Kastner von der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED). Sie ist sowohl Bundesvorsitzende als auch münstersche Diözesanvorsitzende.

Frau Kastner, was wünscht sich die KED zu Beginn eines weiteren Corona-Schuljahrs?

Dass Schulen einfach geöffnet bleiben. Wir halten Präsenzunterricht für absolut wichtig. Nicht nur, weil dann die schulischen Leistungen besser sind, sondern auch wegen des sozialen Miteinanders. Beides sind unserer Ansicht nach die zentralen Faktoren, die Schule ausmachen.

Welche Vorkehrungen braucht es, um Präsenzunterricht abzusichern?

Vor allem die bewährten Regeln: Abstand, Hygiene, Masken, Testen, Lüften.

Genügt das? Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, und der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Dario Schramm, haben dieser Tage in Interviews darauf verwiesen, dass Luftfilter sinnvoll, aber bisher kaum angeschafft seien.

Natürlich können mobile Luftfilter in Klassenräumen helfen – vor allem ab Herbst, wenn das Quer- und Dauerlüften schwieriger wird als bei sommerlichen Temperaturen. Ich gehe davon aus, dass Länder und Kommunen staatliche und freie Schulen bei Ausstattungs- und Förderprogrammen gleich behandeln.

Falls nicht: Sollten freie Schulträger – zum Beispiel katholische – von sich aus Luftfilter anschaffen oder bezuschussen?

Freie Träger preschen an vielen Stellen vor, etwa bei der digitalen Ausstattung der Schulen. Ich fürchte aber, dass zum Beispiel Bistümer gerade nicht so großzügig Geld verteilen können. Viele haben wegen absehbar sinkender Kirchensteuer-Einnahmen Sparkurse eingeleitet. Allerdings werbe ich durchaus dafür, finanzielle Gewichte in Richtung von Kindergärten und Schulen zu verschieben. Beides sind wichtige Orte der Glaubensweitergabe – und dürften als solche in den kommenden Jahren noch wichtiger werden.

Wie bewerten Sie die Corona-Impfung von Schülern?

Zuerst sollten wir die 18- bis 59-Jährigen überzeugen, sich impfen zu lassen. Mit Blick auf Jugendliche hat die KED mit Kinder- und Jugendärzten gesprochen und teilt deren Empfehlung. Zwar liegen noch relativ wenige Studien-Daten zu Corona-Impfungen bei Jugendlichen vor. Deshalb ist die Ständige Impfkommission zurückhaltend, sie orientiert sich an der Wissenschaft. Aber – und das ist mir wichtig: Ob Jugendliche geimpft werden, ordnen nicht Ministerien, Landkreise oder Schulleitungen an. Diese Entscheidung fällt zu Hause, bei den Eltern. Und: Jugendliche ab 14 Jahren sollten selbst entscheiden. Dann sind sie alt genug, dann dürfen sie ja zum Beispiel auch selbst entscheiden, weiter den Religionsunterricht zu besuchen.

Es gibt Überlegungen, dass Impf-Teams zum Beispiel Berufsschulen besuchen.

Für Berufsschulen finde ich das in Ordnung, da die Schülerinnen und Schüler fast alle volljährig sind. Für die anderen Schulen bin ich eher zurückhaltend, wenn plötzlich vor einer Schule ein Impfmobil steht. Da entsteht sozialer Druck, wenn Klassenkameraden sich impfen lassen und dann fragen: „Warum gehst Du denn nicht?“ Die Entscheidung sollte zu Hause in Ruhe fallen. Ich denke aber, dass Jugendliche die Vor- und Nachteile des Impfens kennen und abwägen können. Viele werden die Impfung ausdrücklich wollen – zum Beispiel, wenn sie nicht mehr zum Fußballtraining dürfen, weil der Verein sich auf Impfungen verlassen will.

Wie sollte der Schul-Start ablaufen?

Das Ministerium in Nordrhein-Westfalen plant offenbar im Prinzip mit denselben Maßnahmen wie unmittelbar vor den Ferien – also mit Maskenpflicht für zunächst 14 Tage wegen der Reiserückkehrer und mit regelmäßigen Tests. Wann es dann zu welchen Lockerungen kommen kann, da möchte ich nicht spekulieren.

Und was, wenn sich jemand infiziert? „Nur“ das erkrankte Kind isolieren, die weiteren Schülerinnen und Schüler der Klasse engmaschig testen, aber weiter in Präsenz unterrichten?

Da haben die Gesundheitsämter ihre Vorgaben, da möchte ich mich nicht einmischen. Es sollte aber ein einheitliches Vorgehen geben. Nicht, dass ein Landkreis die ganze Klasse in Quarantäne schickt und der Nachbarkreis nur das infizierte Kind.


Interview: Jens Joest, Kirche+Leben
Foto: Alexandra_Koch, Pixabay