Wegfall der Sprachförderung: „Ein falsches Signal zur falschen Zeit!“

„Warum wird in einer Zeit, in der wieder eine Zunahme von Flüchtlingskindern durch den Ukraine-Krieg die Kitas vor sprachliche Herausforderungen stellt, eine erfolgreiche Initiative eingestellt?“ fragt sich Marie-Theres Kastner, Diözesanvorsitzende der Katholischen Elternschaft im Bistum Münster (KED) empört. Mit der Entscheidung, das Sprach-Kita-Programm Ende des Jahres auslaufen zu lassen, hat Familienministerin Lisa Paus viele vor den Kopf gestoßen und ist auch für Kastner nicht nachvollziehbar.
„Das ist ein fatales Signal, das geradezu ‚sprachlos‘ macht“, sagt die Diözesanvorsitzende zur geplanten Streichung der Fördergelder für Sprach-Kitas. Gerade diese Initiative des Familienministeriums, von der jede achte Kita in Deutschland bisher profitierte, habe bereits positive Wirkungen gezeigt, wie auch von wissenschaftlicher Seite bestätigt wurde. Mit dem Sprach-Kita-Programm finanziert der Bund seit sechs Jahren zusätzliches Personal für Sprachentwicklung an Kitas.


Bei Einführung des Projekts hieß es noch: Sprache hat eine besondere Schlüsselfunktion, Sprache ist der Schlüssel für gleiche Lebenschancen und ohne Sprache gelingt keine Integration. „Daher setzt sich die KED für eine Fortsetzung der Förderung von Sprach-Kitas ein.“ Sie will zudem ein Sprachrohr für die Eltern der betroffenen Kinder sein, die sich nicht sprachlich dazu äußern können.
„Sprache ist eine der bedeutsamsten Grundlagen für eine gute Bildungsbiographie“, so Kastner, „daher sollte der Bund diese Initiative nicht abwickeln, sondern fortführen.“ Zudem zeige die geplante Maßnahme, dass Bildungsarbeit im Vorschulbereich noch nicht allgemein im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert sei. „Der Vorschulbereich hat mehr Aufgaben als qualitative Betreuung.“ Auch er sei ein wichtiger Bildungsbereich. „Im Interesse der Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern, aus Familien mit Migrationshintergrund, aus Flüchtlingsfamilien sollten die ´Sprach-Kitas` weiterentwickelt und gefördert werden. Damit würde auch ein Zeichen gesetzt, dass Kitas als Orte der Bildung verstanden werden.“


„Die Sprach-Kitas und ihre 7.000 Sprachförderkräfte müssen ihre wichtige Arbeit im Jahr 2023 fortsetzen können", forderte auch Markus Lewe, Präsident des Deutschen Städtetages und Oberbürgermeister der Stadt Münster, in der Süddeutschen Zeitung. Angesichts hunderttausender geflüchteter Kinder aus der Ukraine und der angespannten Personal-Situation in den Kitas „ist die Einstellung der Sprachförderung ein falsches Signal zur falschen Zeit“, betonte Kastner.

 

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