TikTok: Herausforderung und Bereicherung

Referent David Krützkamp.

Das Handy ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Auch nicht aus den Kinder- und Klassenzimmern. Seit Jahren ist das Thema Medienerziehung eines der zentralen in Schule und Familie. Besonders die Nutzung von Apps wie TikTok oder Instagram sind dabei Punkte, die Eltern und Lehrkräfte immer wieder vor Herausforderungen stellen.

Gemeinsam mit Referent David Krützkamp, Projektkoordinator des Büros für inklusive Medienbildung der Lebenshilfe Münster, hatte die Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) im Bistum Münster in Zusammenarbeit mit der Marienschule Münster zur digitalen Infoveranstaltung „TikTok im Kinderzimmer. Zwischen kreativem Potential und Herausforderungen für den Jugendschutz“ eingeladen. Und ist damit auf großes Interesse gestoßen: 300 Teilnehmende, weit über die Grenzen Münsters hinaus, haben einen informativ-nachdenklichen Abend verbracht.

„Wie kann ich meinem Kind bei der Handynutzung gerecht werden“, fragte Marie-Theres Kastner. KED-Bundesvorsitzende und -Diözesanvorsitzende im Bistum Münster, die Teilnehmenden zu Beginn der Veranstaltung. „Darf ich die Nutzung von TikTok zulassen? Ja oder Nein. Und, werden meine Kinder ausgegrenzt, wenn ich es verbiete? Und wenn wir über TikTok reden, kommen wir auch automatisch zu Themen wie Jugendschutz, Privatsphäre oder Absprachen zur Mediennutzung in der Familie“, brachte Kastner die Themen des Abends auf den Punkt.

„TikTok ist das am schnellsten wachsende Social-Media-Portal und führt seit Jahren die Download-Charts an“, erklärt Referent David Krützkamp zu Beginn seines Vortrags. „Die App ist es aus der Jugendkultur kaum mehr wegzudenken und auch für die Werbeindustrie ein riesiger Markt.“

19,5 Millionen Nutzerinnen und Nutzer hatte die chinesische Plattform 2022 alleine in Deutschland. Ihre Beleibtheit erklärt sich Krützkamp damit, dass sie einfach zu bedienen sei und über einen „enorm guten Algorithmus“ verfüge. „Der durchblickt schnell den Menschen vor dem Gerät und bietet ihm die Inhalte an, die ihn interessieren.“ Es sei ein kreatives Medium, „mit dem man einfach und unkompliziert eigene Videos erstellen kann“. TikTok habe etwas von einem Snack-Format: kurze Videos, schnelle Inhalte, Zappen wie auf Speed durch einfaches über den Bildschirm wischen. „Und ist super einfach zu bedienen.“

Jugendliche ab 13 Jahren können die App mit Einverständnis der Eltern legal nutzen. „Aber das wird nicht kontrolliert. Wenn man einen Account anlegt, kann man ein fiktives Alter angeben und drauf los surfen“, erzählt der Referent weiter. TikTok versuche durch solche Vorgaben dem Jugendschutz in Deutschland gerecht zu werden. „Das klappt aber nicht wirklich, da nicht kontrolliert wird.“ Daher rät er Eltern, sich mit der App zu beschäftigen und Regeln für deren Benutzung aufstellen. „Und den Kindern und Jugendlichen gut zuzuhören, wenn sie darüber erzählen und ansprechbar sein.“ Das sei der Schlüssel für eine gelingende Kommunikation mit Kindern.

Gleichzeitig könne „Privatsphäre und Jugendschutz“ in der App eingestellt werden. Krützkamp empfiehlt, „das Konto auf privat zu stellen, da die eigenen Videos so nicht überall angezeigt werden“. Und den „eingeschränkten Modus“ zu wählen, da der unangemessene Inhalte herausfiltere. Denn: „Fake News und beleidigende Kommentare begegnen den Jugendlichen auch auf TikTok.“ Grundsätzlich plädiert der Referent dazu, die „Medienkompetenz der Kinder zu fördern und zu stärken und die App nicht aus Angst zu verbieten.“ Jugendlichen sähen sich pro Woche im Durchschnitt 500 vor allem gefilterte und optimierte Bilder an, in denen Stereotype bedient werden: Mädchen sind schlank, Jungs maskulin und muskulös. „Die Kinder und Jugendlichen orientieren sich daran.“ Daher sei es wichtig, diese darüber aufzuklären, dass die Bilder nur selten der Realität entsprächen, sondern bearbeitet seien. Auch die Prävention auch wichtig: 25 Prozent der acht- bis 18-Jährigen seien von Erwachsenen zur Kontaktaufnahme, dem sogenannten Cybergrooming, aufgefordert worden. Denn, „wenn ich als Kind lerne, Inhalte einzuordnen, mich abzugrenzen und zu schützen, dann können Soziale Medien eine große Bereicherung darstellen.“